Berliner Morgenpost

Waldgott ohne Rauschebart

Mehr Farbenreichtum
für den sperrigen Sibelius

Von Kirsten Liese
Ulf Hoelscher besitzt so ziemlich alles, wovon ein Geiger träumen kann: ehrwürdige italienische Instrumente, eine stupende Technik und einen großen Namen. Dem erwies er als Solist des Philharmonischen Staatsorchesters Halle einmal mehr seine Ehre. Felix Mendelssohn-Bartholdys e-Moll-Violinkonzert bildete den Höhepunkt des Gastspiels im Konzerthaus.

Hoelscher spielte es konzentriert, locker und natürlich, fern von Effekthascherei und sentimentalen Vibrato-Orgien. Vor allem strahlte der Geiger ungeheure Ruhe und Souveränität aus, was der Balance zwischen melodischer Schlichtheit und überschwänglichem Gefühlsausbruch zugute kam. Das Präzisionstalent Hoelscher schien einen inneren Draht zu Dirigent Jac van Steen zu haben, der auch im virtuosen Figurenwerk ein musikantisches Feuer zündete. Das anschmiegsame, aber auch dynamisch richtungsweisende Orchester machte dies möglich.